Zur Welt kommen heißt, zur Sprache kommen

Zweites Vorwort im Buch „Du sollst dir dein Bild machen – Die Narration ohne Da-Sein“

Zur Sprache kommen heißt, die Welt zu finden, in der wir sprachfähig sind. Wir leben alle in einer Welt, die unzählige Welten und damit Sprachen kennt. Dennoch erleben wir ein Ganzes, das wir Welt nennen, das sich aus dem gegenseitigen Ineinandersein der Welten und Sprachen ergibt und dabei eine gemeinsame Sprache hat: Das „von Ohngefähr“. Alle Sprachen haben das gleiche Problem: Die „exakte Rede“ kann die „wirkliche Wirklichkeit“ nicht in Worte, Bilder oder Zahlen fassen. Für sie ist und bleibt die „wirkliche Wirklichkeit“ ein „Buch mit sieben Siegeln“. Nicht aber für das „sprechende Schweigen“, für den geistigen Spiegel, der uns zeigt, „was die Welt im innersten zusammenhält“. Das „Sein-Tun“. Das, was aus dem Nichts heraus Raum und Zeit erschafft, sich zur Welt verstrickt und ins Nichts zurückfällt. Das Lebenleben, indem unser Herz schlägt, für das der Verstand kämpft. Für ihn ist die „wirkliche Wirklichkeit“ ein „schwankender Grund“, den er im Detail und mit Technik beherrscht, der ihm als Ganzes in das Unfassbare, Unberechenbare, Absolute entgleitet. So macht der Verstand sich ein eigenes Bild, findet er durch Sprache zur Welt, durch Berechnung zum Universum, verständigen wir uns auf ein „Etwas“, verstehen wir etwas, halten wir unser Halbwissen für „der Weisheit letzter Schluss“. Drei Felder der Intuition haben wir: Das „Objekt-Feld“ des Intellekts, das „Subjekt-Feld“ der Imagination und das „Feld der reinen Intuition“. Mit der Projektion zum „Ding“ verleiht die objektive Intuition des Intellekts der Realität „Bedeutung“, setzt sie, als begrifflich verfasste Welt, eine „zweite Welt“ in die Welt, die beweis- und berechenbar ist und so von der „Technik“ zum „Ding“ zur „Ware“ mutiert. Analog ist Realität hier dingfest und geschäftsträchtig. Für die subjektive Intuition der Imagination ist es umgekehrt, hier hat die Realität eine Vor-Welt, die ihr „Sinn“ verleiht, sie mit der „Idee“ beseelt, dass der Körper das „Ebenbild“ eines Geistes und der Geist ein „Sinnbild“ sei. Das „Diesseits“ wird hier vom „Jenseits“ aus regiert, analog ist die Realität dessen Wille und Tat. Bleibt die Intuition der Intuition. Sie ist anders. Ihre Erkenntnis ist weder auf ein „Ding“ noch eine „Idee“, sondern auf das „Selbst“ ausgerichtet. Sie steht im „Feld der Leere“, hat das „objektive“ und „subjektive Feld“ verlassen, findet Gewahrsein im „wissenden Nichtwissen“ und erlebt das „Selbst“ nicht mehr als isoliertes „Ich“, als „Weg“ zwischen dem Nicht-Selbst, Ich-Selbst und Nächsten-Selbst. So trennt das „Feld der Leere“ nicht, denn es ermöglicht das „Sein“, indem es alles spiegelt. Die Spiegelung der Realität im Geist wird durch das Gewahrsein im Geist zum „Bild ohne Bild“, das wir Bewusstsein nennen. Das Spiegelkabinett in uns ist das „Jenseits von Gut und Böse“, es spiegelt die Wahrheit wider.