REZENSIONEN

Posted on

AUCH DER WEG ZUR VERNUNFT (GEHT) … ÜBER DAS NICHTS.


 

Jörn Schütrumpf

2022 schreibt der Historiker, Autor, Verleger, Leiter der Fokusstelle Rosa Luxemburg der Rosa Luxenburg Stiftung a.D.: „Jürgen Tobegen ist über die Politik zur Kunst gekommen – für Nachgeborene ein kaum noch vorstellbarer Weg. In beiden Disziplinen entschied er sich für die Seite des Radikalismus. Denn er wollte immer alles, erst den ganzen Kommunismus, jetzt die reine Vernunft. Beides wird es nie geben.

Aber man kann, ja man muss sich ihnen nähern: einer Gesellschaft, basierend auf voll entfalteten politischen Freiheiten und sozialer Fairness, ebenso wie der Vernunft. Wobei die Zweite die Voraussetzung für die Erste ist. Denn dort, wo die Vernunft im Meer der Unvernunft versinkt, wird Asozialität – und zwar auf allen Ebenen – unvermeidbar. Erst Vernunft macht Gesellschaft.

So wie die Entdeckung der Null das Tor zur Mathematik aufstieß – zuvor war sie nichts weiter als Rechnen –, geht auch der Weg zur Vernunft über die Null, über das Nichts. Erst das Nichts ermöglicht, Wesentliches von Unwesentlichen zu trennen. Billiger ist das nicht zu haben…

Jürgen Tobegen ist nach jahrelangem Ringen genau an diesem Punkt angekommen. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für einen Künstler. Von diesem Augenblick an datiert sein Werk.“


IM ZENTRUM SEINER MALEREI STEHT: BEWUSST SEIN ERZEUGEN.


Dr. Stefanie Lucci

2012 schreibt die Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin für die Internetplattform „artists.de“ Frau Dr. Stefanie Lucci: „Die Setzung einer Geste auf einem Blatt verwandelt die Leere in eine Fläche der Einschreibung. Sie markiert eine Differenz, mit der die Schaffung einer eigenständigen Welt einsetzt. Sie definiert eine widersprüchliche Grenze, die zwei Seiten trennt und diese gleichzeitig verbindet. Einer zeichenhaften Schrift ähnlich macht ihr dynamischer Verlauf die Spuren von Gedanken sichtbar – in den Kreuzberger Hieroglyphen sind es die „Geistfahrzeuge“ Jürgen Tobegens.

Tobegens eigentümliche Syntax oszilliert zwischen Kalligrafie, Abstrakten Expressionismus, Informel, Tachismus und Automatismus. Die Uneindeutigkeit ist so irritierend wie humorvoll und lenkt zugleich die Aufmerksamkeit auf nichts als das Bildgeschehen selbst. Im Zentrum seiner Malerei steht: Bewusstsein erzeugen! Die vordergründige Profanität der Motive wie auch der Bildwitz fungieren dabei als Brücke in die Auseinandersetzung mit Welt.

 

 


Stimmen zur „Bodytext“-Ausstellung

Januar 2018 in der „Kapelle am Urban“, Berlin-Kreuzberg


 

Jörn Schütrumpf

Der Historiker, Autor, Verleger, Leiter der Fokusstelle Rosa Luxemburg der Rosa-Luxemburg-Stiftung: „Jürgen Tobegens jüngste Arbeiten bringen nicht nur den Raum zum Klingen, sondern verströmen eine Kraft, die eine Zäsur markiert, wie sie im Werke von Carl Orff die »Carmina Burana« bedeutet. An seinen Verleger schrieb Orff damals: »Alles, was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen! Mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke!« Ab jetzt ist Jürgen Tobegen – Tobegen“

 

Matthias Hanselmann

Der Musiker und (ehem.) freie Moderator „DLF Kultur“ und „radio 1“: „Lieber Jürgen, vielen Dank für die beeindruckende Ausstellung. Ich habe es genossen, viele Minuten lang nur ein einziges Bild von Dir anzuschauen und dabei ins Träumen, Fantasieren und Nachdenken zu kommen. Denn dazu regen Deine Bilder an und lassen gleichzeitig viel Platz dafür.

 

 

Ivan Sobolev

Der Musiker und Kulturwissenschaftler: „Die Kreuzung von Musik und (insbesondere „abstrakter“) Malerei hat mich schon immer sehr inspiriert (…). Im Januar begleitete ich dann Jürgens Bilder bei seiner Vernissage und die Zuschauer versicherten uns, durch die Klänge eine neue Dimension der Werke erfahren zu haben. Zwei Wochen später begleiteten seine Werke dann die Klaviermeditationen. Wir machten die Kerzen an und das Licht aus, wodurch ihre Präsenz, so schien es mir, um so stärker wurde. Majestätisch, beschützend, geheimnisvoll. Die Grenzen zwischen Ton und Farbe, wie von Raum und Zeit wurden durchlässig.“

 

Hilde Kappes

Die Sängerin und Performerin Hilde Kappes: „Wir haben gestern den Workshop (Meditatives Singen) in der Kapelle gemacht (…). Ich danke den wenigen für ihre Vollblut Anwesenheit gestern !!! Und der Kapelle, dass es sie gibt (Mary France Jallard Graetz) …bin unendlich verliebt in den Raum….und die Bilder von Jürgen Tobegen…: wahnsinnig beschützend und aufregend zugleich diese Kunst, die da hängt !!!“